Es sind die nächtlichen Besuche, die mich ein wenig schweigsam gemacht haben. Leiden-schaftliche Besuche!
Nun beginne ich den Monat August in der Palliativstation der Elisabethinen, um die optimale Einstellung gegen die vorwiegend nachts auftretenden Schmerzen herauszufinden. Mit sehr viel Fachwissen und berührender Wertschätzung werde ich hier gehegt und gepflegt. Tagsüber mache ich Musik auf einer Veeh-Harfe oder spiele mit Sand und Steinen. Ein wunderbarer Ort, um wieder ein paar Funken Kreativität (und einen neuen Blogeintrag) entstehen zu lassen.
Zum Titel inspirierten mich:
Archiv des Autors: Christa
Insel der Abenteuer
Auf der Suche nach meinen Kraftplätzen führte es mich gestern zu „unserer“ Insel auf der Donau. Sie liegt etwas versteckt, man muss zuvor ein Stück durch den Auwald spazieren, bevor man sie erblickt. Bereits beim Weg durch das urwaldähnliche Dickicht überkam mich ein starkes Gefühl, das ich nicht zuordnen konnte. Tränen liefen über die Wangen, aber ich war eigentlich nicht traurig. Vielleicht ein wenig, weil ich auch an Sascha dachte, den ich vor über dreißig Jahren auf dieser Insel kennen lernte, und der inzwischen bereits voraus gegangen ist. Dann endlich erblickte ich sie. Wie klein sie geworden ist! Ich war schon so lange nicht mehr hier!
Eigentlich seit meiner Jugend verbrachte ich mit meiner Familie und mit Freunden hier wunderbare Tage und Nächte. Damals war die Insel noch viel größer, wir hatten einen hochwassersicheren Tisch und Regenschutz, falls mal ein Gewitter kam. Sogar einen Postkasten gab es, weil doch ab und zu Boote auf der Durchreise anlegten. Wir schliefen am Kiesstrand und mein Onkel Sam kochte hervorragende, einfache Gerichte in einer riesigen, gusseisenen Pfanne am Lagerfeuer. Je nach Anglerglück gab es manchmal auch frisch gefangene Fische. Das jährliche Hochwasser riss im Laufe der Jahre immer wieder Bäume um, wie man auf einem Bild aus dem Jahr 1998 sehen kann.
(diese beiden Bilder sind digitalisierte, zwanzig Jahre alte Dias)
…und weil mich dieses Lied heute so aufgerichtet hat, und wieder mehr Musik ins Leben kommen soll: Dance Me to the End of Love von Leonhard Cohen
Die Rückkehr der Legion
In Anbetracht der derzeit stattfindenden Landesausstellung „Die Rückkehr der Legion“ sollte nicht unerwähnt bleiben, dass ich (mitte links im Bild) bereits vor ungefähr einem halben Jahrhundert an Ausgrabungsarbeiten beteiligt war. Unter weiblicher Leitung wurde fleißig nach „Römerscherben“ gesucht. Abtrünnige Arbeitsverweigerer gab es natürlich auch manchmal.
Die Sorge um sich selbst
Manches fügt sich ganz sonderbar. Vor einer Woche habe ich mir in der Bücherwühlkiste des Ordensklinikums einen 1€ – Roman über die Lebensgeschichte einer tibetischen Nonne gekauft (Olivedi, Ulli, Wie in einem Traum, München 2003), der gleichzeitig eine sanfte Einführung in den Tibetischen Buddhismus darstellen soll. Wie auch immer, er ist flüssig geschrieben und ich finde Sätze darin, die mich persönlich berühren, wie z. B.: „Ich wollte immer stark sein. Vielleicht war das meine größte Schwäche.“ Weiterlesen
Fotografie-Malerei
Diesmal möchte ich die tolle Arbeit einer lieben Freundin und ehemaligen PFSÖ-Schülerin vorstellen, auf die sie mich heute in einem Gespräch aufmerksam gemacht hat:
Fotografie-Malerei mit Licht, Schatten, und Eva Cassidy . . .
Ich bin davon sehr berührt, umso mehr, als ich selbst bisher vorwiegend die Bilder ihres Mannes, Wolfgang Mayerhoffer kannte, mit dem ich ja gemeinsam bereits eine Ausstellung hatte.
Ich finde, dass Karins Arbeit einen wunderbaren (fotografischen) Gegensatz zu Wolfgangs beeindruckenden Landschaftsbildern darstellt. Aber vielleicht macht ihr euch selbst ein Bild und stöbert ein wenig auf der Website der Beiden! Es lohnt sich!
Was gibt es bei mir Neues? Weiterlesen
Schwarze Löcher
Leider geht es nicht kontinuierlich bergauf in Woche zwei nach der Chemo, sondern unvermittelt, wenn man es am wenigsten erwartet, tut sich plötzlich ein schwarzes Loch auf. Es reicht ein kleines körperliches Symptom, das man nicht zuordnen kann, ein Zwicken im Bauch oder eine schlecht durchschlafene Nacht.
Heute habe ich mir einen Notfallplan (Plan A) zurecht gelegt: Trinkflasche und Knabbereien einpacken und auf zum Eichberg. Herr Ho meinte, Bergluft würde mir gut tun. Derzeit geht halt nur „EichBERGluft“. Eine Stunde Waldspaziergang bringt wieder alles halbwegs in die Reihe. Vor allem, weil es immer auch ein kleiner Spaziergang in die Vergangenheit ist.
In meiner Kindheit wohnten wir einen guten Kilometer vom Waldrand entfernt, nur durch weite Felder getrennt. Damals gab es ja noch Feldraine, die uns als Weg zum Wald dienten. Am Waldrand angekommen, empfing uns eine gemütliche Bank – damals noch aus Holz – bevor der Anstieg auf/in den Eichberg begann. Als mein Onkel Gerd noch lebte, kam er eines Abends auf die Idee, einen nächtlichen Spaziergang in der Dunkelheit durch den Wald zu machen. Bis zu dieser Bank konnten wir noch einigermaßen sehen, ab da wurde es aber stockdunkel. Wir hielten einander an den Händen und mein Vater übernahm die Führung. Das war ein wunderbares, aufregendes Erlebnis und die Erinnerung daran gibt mir ein Gefühl der Geborgenheit.
Heute mache ich bei dieser Bank eine kurze Trinkpause und blicke in die Richtung, aus der wir damals kamen. Keine Felder mehr zu sehen:
Ein positives Erlebnis ist jedoch meine nächste Labestation, eine kleine Kapelle am Waldrand. Sie ist renoviert, sauber, gepflegt und kann sogar betreten werden. Ich versuche ein „Gegrüßet seist du Maria“, muss aber leider gestehen: das „Vater unser“ geht flüssiger…
Schließlich komme ich noch zu unserem Schihang. Hier haben wir Schi fahren gelernt, und damals war der Hang unglaublich steil. Von ganz oben weg zu fahren, das war schon eine große Herausforderung. Es gab dort auch echte Schirennen! Neben dem Hang war eine Jausenstation, wo man sich im Anschluss stärken konnte.
Und falls das jemand nicht glauben sollte: es gibt Archivaufnahmen eines solchen Rennens.
Wie geht es mir?
Weil einige sich Sorgen machen um mein Befinden: es geht mir gut! An manchen Tagen erinnern mich nur die tauben Zehen- und Fingerspitzen, sowie der Blick in den Spiegel an meine Krankheit. Gut, auch die Tatsache, dass es mich ein wenig stresst, zwei Liter Oolong-Tee über den Tag verteilt zu trinken und zwischendurch auch noch die gemahlenen Wurzeln von Ginseng, Kurkuma und Engelwurz in den empfohlenen Zeitabständen einzunehmen. Vom Stress mit dem „richtigen“ Essen, aber auch von den zuckersüßen Chal-Shakes zwecks Kalorienzufuhr habe ich mich verabschiedet und siehe da: das Gewicht hat sich stabilisiert und liegt auf meinem üblichen „Liebeskummer-Level“, also nicht allzu weit (2-3kg) entfernt vom jahrzehntelangen Standardgewicht.
Seit einigen Tagen übe ich wieder mit mehr Konsequenz das Guolin-Qigong am Dach unserer ehemaligen Schmuckwerkstatt mit Blick auf blühende Sträucher und das betörende Grün der Bäume ringsherum. Oder auf den wildromantischen Sitzplatz zwischen der mächtigen Blutbuche und meinem Zitronen (Orangen?)baum.
Trotzdem: manchmal überkommt mich bleierne Müdigkeit – speziell nach der Chemo gibt es einige sehr dunkle Tage, und es wird mir bewusst, wie labil diese Zustände sind. Umso mehr bin ich dankbar für die hellen, energievollen.
Seitenwechsel in der Portraitfotografie
Für ganz besondere Portraitaufnahmen bat mich ein lieber Freund um einen ungewohnten Seitenwechsel: er würde gerne für einen fotografischen Jahresworkshop Portraitaufnahmen von mir machen. Nachdem ich seine Arbeiten in ihrer ehrlichen Direktheit und „ungeschönten“ Art sehr schätze, fand ich diese Bitte als große Ehre, aber auch als Herausforderung. VOR der Kamera zu stehen war schon eine besondere Herausforderung für mich – in der aktuellen Situation noch viel mehr. Weiterlesen
Herr Ho bringt mich zum Weinen
Bei der zweiten Sitzung (Liegung vielmehr) war Herr Ho weitaus gesprächiger. Fragen stellte er nach wie vor keine. Er meinte, mein Körper wäre noch sehr schwach, vor allem die Nieren, und dass hier die richtige Ernährung ganz wichtig sei. Außerdem seien meine Nervenbahnen sehr blockiert, weshalb es für ihn schwierig sei, Energie hineinzubekommen. Weiterlesen
Dr. Ho oder die Rückkehr zum Vegetarismus
Heute war ich, vielfachen Empfehlungen folgend, bei Ching-Son Ho in Linz. Nachdem Akupunktur von Beginn an eine Wunschoption für begleitende Behandlung war, wagte ich einen Besuch. Herrn Ho eilt nämlich der Ruf voraus, sehr streng zu sein – und seine Behandlungen schmerzvoll… Inzwischen weiß ich zwar, dass er kein Dr. (med.) ist, sondern ein TCM-Therapeut, meinen Vertrauensvorschuss sein Können betreffend mindert diese Tatsache allerdings nicht. Weiterlesen
Was für ein Tag!
Ich habe heute die erste Vorlesung im Sommersemester besucht, die erste überhaupt seit meiner Diagnose Ende Oktober 2017!
Ein wunderbares Erlebnis dieses herzliche Wiedersehen mit Freunden und Lehrenden! Es berührt mich sehr, noch/wieder so präsent zu sein auf „meiner Denkwiese“. Plötzlich ist da wieder etwas im Leben, das wichtiger ist als Chemo und Krankheit. Ich sitze im Hörsaal als wäre nichts passiert in den letzten Monaten. Gut, ich trage jetzt ein Kopftuch. Noch ist es ja erlaubt…
Frau sollte nicht unbescheiden sein, aber ich freue mich auf ein nächstes Mal!
Fliegender Wechsel
Es kommt immer wieder plötzlich aus heiterem Himmel: das Fieber. Ich wandle also doch nicht mehr im Garten, sondern wieder in den Gängen des Ordensklinikums.
Naturgarten – die gelbe Seite
Im Frühling findet in unserem „Naturgarten“ eine Farbenschau statt, die wirklich beeindruckend ist. Da wir keinen Rasen pflegen, sondern einer sich im Laufe der Jahre entwickelnden Bodenvegetation freien Lauf ließen, ist jeder Frühling eine Augenweide. Zuerst beginnt der Hohle Lärchensporn in lila und weiß die linke Seite des Gartens zu verzaubern, Weiterlesen
Lebenskraft
In den letzten Tagen erwacht nicht nur in der Natur die Lebenskraft, auch ich fühle mich ausgesprochen gut und genieße die schönen Tage. Ich kann nun im Garten meine Qigong-Übungen machen, und wandle zwischen Veilchen und diversen anderen Wiesenblumen herum. Weiterlesen
Frühlingsspaziergang
Endlich lässt sich der Frühling erahnen und lockt mich zu einem Frühlingsspaziergang in „meinen“ Wald, den Eichberg. Berg ist übertrieben, auch der Begriff Wald ist inzwischen grenzwertig. Wohnhäuser bedrängen ihn von allen Seiten, dort wo früher Felder waren ist nun weitgehend alles verbaut. Aber es gibt Plätze, die haben sich im Laufe der Jahrzehnte nicht verändert, und die besuche ich gerne. Weiterlesen