Auch heute morgen am Weg zur Onkologischen Ambulanz fühlte ich mich noch sehr schwach und mochte gar nicht daran denken, wie sich das wohl in ein paar Tagen anfühlen würde, wenn die Wirkung wieder voll einsetzen würde. Die Blutabnahme über den Port funktionierte nach wie vor nicht, daher erfolgte sie klassisch über die Armvenen. Beim Arztgespräch war die erste Frage an mich: „Wie geht es Ihnen?“ „Nicht sehr gut, ich fühle mich von der letzten Therapie noch extrem schwach und hatte während der Woche mal kurze Zeit auch Fieber.“ erwiderte ich. Da kam eine Frage, auf die ich völlig unvorbereitet war: „Ja wollen Sie dann überhaupt eine Therapie heute?“
Das nun selbst entscheiden zu müssen, überforderte mich. Der Arzt meinte, wir sollten vielleicht noch ein paar zusätzliche Blutwerte (Entzündung, Leber) abwarten.
Ich bekam inzwischen Frühstück und hatte die fixe Vorstellung, dass ich wahrscheinlich gleich hierbleiben müsste, weil irgendetwas mit mir nicht in Ordnung sei. Nach einiger Zeit erschien der Arzt und sagte kurz und knapp: „Die Blutwerte würden passen, Sie müssen halt nun sagen, ob sie die Therapie möchten oder nicht.“
Ich war mir absolut unklar, wie ich mich entscheiden sollte und wollte noch mal über mein Befinden und die Nebenwirkungen reden.
„Meine Fingerkuppen fühlen sich so taub an…“
„Die Nebenwirkungen werden noch schlimmer werden“ erwiderte er.
„Echt?“
„Ja.“
„Dann möchte ich eine Pause.“
„Gut, dann kommen Sie in einer Woche wieder.“ Punkt. Weg war er wieder.
Ich fühlte mich einigermaßen überrollt. Hätte ich vielleicht doch…??? War das eine Frage des Mutes, wie viel man sich selbst zumutet? Oder der vertrauensvollen Hingabe in die medizinische Behandlung, wie ich selbst noch vor Kurzem geschrieben hatte? Oder ist es im Grunde genommen eh egal? Vor allem: war das die gut verträgliche Therapie, die mir angepriesen wurde? War ich einfach nur feige? Oder war es mein Hang zur Anarchie, der durchbrach? Tatsache war, dass ich – zu Hause angekommen – sehr erleichtert war. Es war, als würde mein Körper mir für die Nachsicht danken. Trotzdem blieb ein Rest von Schuldgefühl, als hätte ich heute versagt in gewisser Weise.
Nächste Woche werde ich mich sicher wieder stärker fühlen…
Höre auf deinen Körper, und lass dich nicht entmutigen. LG Josef
Danke Josef, inzwischen bin ich froh, dass ich so entschieden habe.