Ein Herbsttag, wie Rilke ihn so wunderbar beschrieben hat, veranlasst mich zu einem letzten Rückblick auf die Früchte dieses Sommers. An die Wand gekritzelt: Worte und Zitate, die sich als philosophische Ernte angesammelt, ausgebreitet und in meinen tiefsten Tiefen abgesetzt haben.
Bedenkenswert wie Rilkes
Herbsttag
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris
Ein Gedicht, das mir Ende August anlässlich des Todes von Christine Ammerer, einer sehr geschätzten Fotokollegin in deren Parte wiederbegegnet ist.